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SOZIALE ARBEIT

Sonntag, 10. Juni 2012

SOZIALE ARBEIT von „gestern“ bis „heute“


11. - 18. Jahrhundert (Mittelalter): Soziale Arbeit und ihre Anfänge 

Mit dem Entstehen von Städten stieg die Komplexität der Gesellschaft. Soziale Strukturen, wie Adel, Bürgertum, Bauern und Arbeiter entstanden. Durch die größere Bewegungsfreiheit jedes Einzelnen, war es nicht mehr klar definiert, wer im Falle von Armut oder Krankheit Hilfe zu leisten hatte. Es entstand das System der Wohltätigkeit. Die „oberen Schichten“ (Adel und Bürgertum) machten sich es zur Aufgabe den Armen zu helfen um damit ihre „erhöhte“ Stellung in der Gesellschaft zu legitimieren. Für Bedürftige, die nicht im grundherrschaftlichen Familienverband oder einer handwerklichen Zunft organisiert waren, gab es Unterstützung durch Geistliche (z. B. Caritas) oder sie mussten betteln. Um Ruhe und Ordnung in den Städten herzustellen, wurde ab dem 17. Jahrhundert die Armut in den Städten verwaltet. Mit zunehmender Aufklärung wurden die einzelnen Personen mehr und mehr zum Mittelpunkt. Die Armen sollten erzogen werden und die Ursachen für Armut nicht bekämpft werden.


19. Jahrhundert: Die Rahmenbedingungen haben sich geändert

Das 19. Jahrhundert begann mit der Französischen Revolution und endete mit dem Beginn des 1. Weltkrieges. Das aus der Französischen Revolution entstandene Versprechen Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit änderte die Sichtweise. Menschen- und Bürgerrechte entstanden. Ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung in Europa und Nordamerika, durch das Voranschreiten der Industrialisierung, prägte das 19. Jahrhundert. Dadurch standen sich plötzlich wenig reiche und viele arme, von den Reichen ausgebeutete, Menschen gegenüber. Der Zerfall der alten Ordnung, wie Zünfte, Familienzugehörigkeit und Grundherrschaft führte zum Wegfall sozialer Einbindung und Hilfeleistung. Geringer Lohn, hohe Mieten, Wohnungsnot führten zu katastrophalen Wohnsituationen. Durch Ausbeutung entstanden Unfälle, Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Armut und Seuchen.
Soziale Arbeit wird nun bewusst zur Bewältigung von sozialen Notlagen durch den Staat eingesetzt. Es entstehen staatliche, private und kirchliche Vereinigungen, wie z. B. Kindergärten, Rettungshäuser, Innere Mission zur Jugend-, Alters-, Kranken- und Gefährdetenhilfe.

Zusätzlich führte Reichskanzler Otto von Bismark das Sozialversicherungssystem ein.

1883 Krankenversicherung
1884 Unfallversicherung
1889 Invaliden- und Altersversicherung
1912 Sozialversicherung für Angestellte
1927 Arbeitslosenversicherung
1994 Pflegeversicherung


20. Jahrhundert: Die „Moderne“ tritt ein

Viele Ereignisse haben das 20. Jahrhundert und somit auch die Soziale Arbeit im 20. Jahrhundert geprägt. Die Erfindung des Automobils, der unzähligen Maschinen und Anlagen, der Atombombe, die Möglichkeit der  Raumfahrt, der Totalitarismus, der Terrorismus, die Weltkriege etc. haben das 20. Jahrhundert modernisiert. Die Globalisierung schreitet mit großen Schritten, vor allem in den Industrienationen, voran. Dies bedeutet für viele Menschen wieder den Verlust ihres Arbeitsplatzes, der rationalisiert oder flexibilisiert wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg änderte sich sowohl die politische Ausrichtung Deutschlands als auch die Marktwirtschaft. Deutschland wurde politisch zu einem demokratischen Sozialstaat und die „freie Marktwirtschaft“ führte zum „Wirtschaftswunder“. Die deutschen Arbeitskräfte wurden zu wenig. Gastarbeiter aus dem nahen Ausland wurden angeworben.
Die Gesellschaft machte sich ihre sozialen Probleme und Notlagen selbst. Arbeitslosigkeit, Armut, Suchtprobleme (Alkohol, Drogen), Obdachlosigkeit, Gewalt, Prostitution, Migrationsprobleme entstanden. Soziale Arbeit reagierte auf Gesellschaftsprobleme.


21. Jahrhundert: Soziale Arbeit Wissenschaft und Disziplin

Soziale Arbeit ist seit 2001 nun auch in Deutschland durch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Kultusministerkonferenz (KMK) offiziell als Fachwissenschaft anerkannt. In vielen anderen europäischen Ländern und den USA ist sie schon über viele Jahrzehnte als eigenständige wissenschaftliche Disziplin anerkannt. Soziale Arbeit ist eine Profession die auf wissenschaftlichen Ergebnissen beruhend versucht, praktische, soziale Probleme zu lösen, zu lindern oder zu verhindern. Sie bezieht ihr wissenschaftliches Veränderungswissen aus den Sozialarbeitswissenschaften (Disziplin). Diese nehmen ihr Wissen aus der Forschung. Man kann Soziale Arbeit aber nicht nur auf die Theorie der Wissenschaft beschränken sondern kann sie auch als Form von Sozialpolitik verstehen.

2000 wurde in Montreal durch die International Federation of Social Workers (internationaler Sozialverband) eine Definition von Sozialer Arbeit vorgeschlagen.

„Die Profession Soziale Arbeit fördert den sozialen Wandel, Problemlösungen in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die Ermächtigung und Befreiung von Menschen, um ihr Wohlbefinden zu heben. Unter Nutzung von Theorien menschlichen Verhaltens und sozialer Systeme greift Soziale Arbeit an den Punkten ein, in denen Menschen mit ihrer Umgebung interagieren. Prinzipien der Menschenrechte und sozialer Gerechtigkeit sind für die Soziale Arbeit fundamental.“

Soziale Arbeit ist die Profession, die aus der Verbindung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik hervorgegangen ist. Sie verbindet die Prävention und Lösung sozialer Problemlagen mit Bildungs- und Erziehungsprozessen, die Menschen befähigen sollen, diese Problemlagen aktiv und als Subjekte ihres Lebens zu bewältigen. 
Soziale Arbeit als Beruf fördert den sozialen Wandel und die Lösung von Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen, und sie befähigt die Menschen, in freier Entscheidung ihr Leben besser zu gestalten.
Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse über menschliches Verhalten und soziale Systeme greift soziale Arbeit dort ein, wo Menschen mit ihrer Umwelt in Interaktion treten.
Soziale Arbeit basiert auf humanitären und demokratischen Idealen, und diese Werte resultieren aus dem Respekt vor der Gleichheit und Würde aller Menschen.
Seit ihrem Beginn vor einem Jahrhundert hat die professionelle Soziale Arbeit sich auf die menschlichen Bedürfnisse konzentriert und die Entwicklung der Stärken der Menschen vorrangig unterstützt.
Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit dienen als Motivation für sozialarbeiterisches Handeln. Professionelle Soziale Arbeit ist bemüht, Armut zu lindern, verletzte, ausgestoßene und unterdrückte Menschen zu befreien, so wie die Stärken der Menschen zu erkennen und Integration zu fördern.
Grundlagen der Sozialen Arbeit sind die Prinzipien der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit.