11. - 18. Jahrhundert (Mittelalter): Soziale Arbeit und
ihre Anfänge
Mit
dem Entstehen von Städten stieg die Komplexität der Gesellschaft. Soziale
Strukturen, wie Adel, Bürgertum, Bauern und Arbeiter entstanden. Durch die
größere Bewegungsfreiheit jedes Einzelnen, war es nicht mehr klar definiert,
wer im Falle von Armut oder Krankheit Hilfe zu leisten hatte. Es entstand das
System der Wohltätigkeit. Die „oberen Schichten“ (Adel und Bürgertum) machten
sich es zur Aufgabe den Armen zu helfen um damit ihre „erhöhte“ Stellung in der
Gesellschaft zu legitimieren. Für Bedürftige, die nicht im
grundherrschaftlichen Familienverband oder einer handwerklichen Zunft organisiert
waren, gab es Unterstützung durch Geistliche (z. B. Caritas) oder sie mussten
betteln. Um Ruhe und Ordnung in den Städten herzustellen, wurde ab dem 17.
Jahrhundert die Armut in den Städten verwaltet. Mit zunehmender Aufklärung
wurden die einzelnen Personen mehr und mehr zum Mittelpunkt. Die Armen sollten
erzogen werden und die Ursachen für Armut nicht bekämpft werden.
19. Jahrhundert: Die Rahmenbedingungen haben sich
geändert
Das
19. Jahrhundert begann mit der Französischen Revolution und endete mit dem
Beginn des 1. Weltkrieges. Das aus der Französischen Revolution entstandene
Versprechen Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit änderte die Sichtweise.
Menschen- und Bürgerrechte entstanden. Ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung
in Europa und Nordamerika, durch das Voranschreiten der Industrialisierung,
prägte das 19. Jahrhundert. Dadurch standen sich plötzlich wenig reiche und
viele arme, von den Reichen ausgebeutete, Menschen gegenüber. Der Zerfall der
alten Ordnung, wie Zünfte, Familienzugehörigkeit und Grundherrschaft führte zum
Wegfall sozialer Einbindung und Hilfeleistung. Geringer Lohn, hohe Mieten,
Wohnungsnot führten zu katastrophalen Wohnsituationen. Durch Ausbeutung
entstanden Unfälle, Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Armut und
Seuchen.
Soziale
Arbeit wird nun bewusst zur Bewältigung von sozialen Notlagen durch den Staat
eingesetzt. Es entstehen staatliche, private und kirchliche Vereinigungen, wie z.
B. Kindergärten, Rettungshäuser, Innere Mission zur Jugend-, Alters-, Kranken-
und Gefährdetenhilfe.
Zusätzlich
führte Reichskanzler Otto von Bismark das Sozialversicherungssystem ein.
1883
Krankenversicherung
1884
Unfallversicherung
1889
Invaliden- und Altersversicherung
1912
Sozialversicherung für Angestellte
1927
Arbeitslosenversicherung
1994
Pflegeversicherung
20. Jahrhundert: Die „Moderne“ tritt ein
Viele
Ereignisse haben das 20. Jahrhundert und somit auch die Soziale Arbeit im 20.
Jahrhundert geprägt. Die Erfindung des Automobils, der unzähligen Maschinen und
Anlagen, der Atombombe, die Möglichkeit der Raumfahrt, der Totalitarismus, der
Terrorismus, die Weltkriege etc. haben das 20. Jahrhundert modernisiert. Die
Globalisierung schreitet mit großen Schritten, vor allem in den
Industrienationen, voran. Dies bedeutet für viele Menschen wieder den Verlust
ihres Arbeitsplatzes, der rationalisiert oder flexibilisiert wurde.
Nach
dem 2. Weltkrieg änderte sich sowohl die politische Ausrichtung Deutschlands
als auch die Marktwirtschaft. Deutschland wurde politisch zu einem
demokratischen Sozialstaat und die „freie Marktwirtschaft“ führte zum „Wirtschaftswunder“.
Die deutschen Arbeitskräfte wurden zu wenig. Gastarbeiter aus dem nahen Ausland
wurden angeworben.
Die
Gesellschaft machte sich ihre sozialen Probleme und Notlagen selbst.
Arbeitslosigkeit, Armut, Suchtprobleme (Alkohol, Drogen), Obdachlosigkeit,
Gewalt, Prostitution, Migrationsprobleme entstanden. Soziale Arbeit reagierte
auf Gesellschaftsprobleme.
21. Jahrhundert: Soziale Arbeit Wissenschaft und
Disziplin
Soziale
Arbeit ist seit 2001 nun auch in Deutschland durch die
Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Kultusministerkonferenz (KMK)
offiziell als Fachwissenschaft anerkannt. In vielen anderen europäischen
Ländern und den USA ist sie schon über viele Jahrzehnte als eigenständige
wissenschaftliche Disziplin anerkannt. Soziale Arbeit ist eine Profession die
auf wissenschaftlichen Ergebnissen beruhend versucht, praktische, soziale
Probleme zu lösen, zu lindern oder zu verhindern. Sie bezieht ihr
wissenschaftliches Veränderungswissen aus den Sozialarbeitswissenschaften
(Disziplin). Diese nehmen ihr Wissen aus der Forschung. Man kann Soziale Arbeit
aber nicht nur auf die Theorie der Wissenschaft beschränken sondern kann sie
auch als Form von Sozialpolitik verstehen.
2000
wurde in Montreal durch die International Federation of Social Workers
(internationaler Sozialverband) eine Definition von Sozialer Arbeit
vorgeschlagen.
Soziale Arbeit ist die Profession, die aus der
Verbindung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik hervorgegangen ist. Sie
verbindet die Prävention und Lösung sozialer Problemlagen mit Bildungs- und
Erziehungsprozessen, die Menschen befähigen sollen, diese Problemlagen aktiv
und als Subjekte ihres Lebens zu bewältigen.
Soziale Arbeit als Beruf fördert den sozialen Wandel
und die Lösung von Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen, und sie
befähigt die Menschen, in freier Entscheidung ihr Leben besser zu gestalten.
Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse über
menschliches Verhalten und soziale Systeme greift soziale Arbeit dort ein, wo
Menschen mit ihrer Umwelt in Interaktion treten.
Soziale Arbeit basiert auf humanitären und
demokratischen Idealen, und diese Werte resultieren aus dem Respekt vor der
Gleichheit und Würde aller Menschen.
Seit ihrem Beginn vor einem Jahrhundert hat die
professionelle Soziale Arbeit sich auf die menschlichen Bedürfnisse
konzentriert und die Entwicklung der Stärken der Menschen vorrangig
unterstützt.
Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit dienen als
Motivation für sozialarbeiterisches Handeln. Professionelle Soziale Arbeit ist
bemüht, Armut zu lindern, verletzte, ausgestoßene und unterdrückte Menschen zu
befreien, so wie die Stärken der Menschen zu erkennen und Integration zu
fördern.
Grundlagen der Sozialen Arbeit sind die Prinzipien der
Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit.